Aktive Wehr - Chronik
1929 - Seite 2
Kreisfeuerwehr- Verbandstag und Kreisfeuerwehrfest 1929 in
Bad Lauchstädt
Sonntag, den 17. März ds. Js., gelangt in hiesiger Stadt die Verbandstagung der Feuer-
wehren des Landes- und Stadtkreises Merseburg zur Abhaltung. Die Tagung wird hier
abgehalten, da das Kreisfeuerwehrfest 1929 hier stattfinden und daher beraten werden
soll. Das Fest wird voraussichtlich Mitte Juni in Verbindung mit dem 40 jährigen
Stiftungsfest der hiesigen Feuerwehr veranstaltet. Ein großes Fest steht also für
Lauchstädt bevor.
Dem Kreisfeuerwehrfest entgegen!
Wie bereits angekündigt, tagt am 22. und 23. Juni d. J. der Kreisfeuerwehrverband
Merseburg in Lauchstädts Mauern. Diese Tage sind besonders dazu gewählt, da die hiesige
Freiwillige Feuerwehr zugleich ihr 40. jähriges Bestehen feiert. Rüstig ist man im Kreise
der Feuerwehren bereits im Sinne des Festes tätig. Allerlei Vorbereitungen werden dazu
getroffen, auch die Beschaffung einer Motorspritze gehört dazu. Über die Ausgestaltung
des Festes selbst werden wir weiter laufend berichten.
Kreisfeuerwehrverbandsfest in Bad Lauchstädt
Kürzlich fand im hiesigen „Ratskeller“ eine Vorstandssitzung des Kreisfeuerwehrver-
bandes Merseburg statt, um die Grundlagen des in diesem Jahre in unserer Stadt
stattfindenden Verbandstages des Feuerwehrverbandes des Kreises Merseburg,
verbunden mit dem 40 jährigen Bestehen der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr,
festzulegen. Der Verbandstag soll am 22. und 23. Juni nach folgendem Programm
stattfinden:
Sonnabend, den 22. Juni, von 14 Uhr ab Empfang der auswärtigen Kameraden, von
10-18 Uhr Vorbesprechung des Vorstandes des Kr.V. im Gasthof „Stadt Leipzig“,
20 Uhr Kommers im Gasthof „Goldener Stern“;
Sonntag, den 23. Juni, 6 Uhr Weckruf, 7 Uhr Konzert in den Badeanlagen, 8.30 Uhr
Feierstunde in den Badeanlagen, von 9 Uhr ab Empfang der auswärtigen Wehrer,
9.30 Uhr Schulübung beider Lauchstädter Wehren, anschließend Angriffsübung beider
Lauchstädter Wehren nach aufgestellten Angriffsplan, 11 Uhr Vers. Kreisverb. im
Gasthof „Stadt Leipzig“, 12.30 Mittagspause, 13.30 Uhr Antreten der Festteilnehmer
auf dem Marktplatz zum Festzug, endend in den Badeanlagen, danach Konzert daselbst,
von 16 Uhr ab Besichtigung des Goethetheaters und des Brunnenversandes, abends
20 Uhr Ball in drei Sälen. – Änderungen im Programm vorbehalten. Den Ehrenvorsitz
des Festausschusses hat in liebenswürdiger Weise Herr Bürgermeister Grimm
übernommen.
Eine Sitzung des Festausschusses wird in Kürze stattfinden.
Aus den „Lauchstädter Nachrichten“ 1929
„ Gut Wehr!“ zum 9. Verbandsfest
der Feuerwehr des Kreises Merseburg
Herzlich willkommen in Bad Lauchstädt!
Bad Lauchstädt ist wieder Feststadt für eine Veranstaltung von größeren Ausmaßen.
Ein Kreis von für das Gemeinwohl sorgenden Vereinen hält am 22. und 23. Juni in
Lauchstädts Mauern seine Tagung ab – der Verband der Feuerwehren des gesamten
Kreises Merseburg, dazu als weitere Gäste die Wehren der angrenzenden Kreise. An
ca. 50 Wehren sind zu diesem Feste Einladungen ergangen. Da nun Bad Lauchstädt
als Tagungsort sich besonderer Beliebtheit erfreut, dürfte sich eine größere Gästeschar
hier vereinigen. Rüstig sind die hiesigen Wehren tätig, um dem Feste, das zugleich die
40. Gründungsfeier der Freiwilligen Feuerwehr in sich birgt, das rechte Gepräge zu geben.
Wochen=, ja monatelang entfalteten die Festausschüsse eine rege Tätigkeit. Bis ins
Kleinste sind die Festvorbereitungen getroffen worden; nur ist erforderlich, dass zu dieser
Veranstaltung auch die Sonne vom Himmel ein recht fröhliches Gesicht zeigt. Auch die
Stadtverwaltung , an der Spitze der Ehrenvorsitzende des Festes, Bürgermeister Grimm,
hat ihr Möglichstes getan, um diesem Feste die rechte Weihe zu geben.
Bad Lauchstädt ist besonders markant als Festort für diese Kreisfeuerwehrveranstaltung,
da der Verband seine Entstehung ihr verdankt. Die Geschichte des Kreisverbandes, sowie
die der hiesigen Wehren enthält die für das Fest herausgegebene Festschrift, die in
erheblicher Stärke und Auflage erscheint.
Es ist nicht nur wünschenswert, sondern sogar Pflicht der Einwohnerschaft, einer
Korporation gegenüber, die für das allgemeine Wohl Aller eintritt, diese zu beehren,
indem man die Häuser und Straßen festlich mit frischem Grün und Flaggenschmuck
versieht. Wir richten nochmals an alle Einwohner die herzliche Bitte, Die Stadt zur
Feststadt mit auszugestalten zu helfen .Das Fest erhält bereits am heutigen Freitag Abend
mit einem Fackelzug der hiesigen Wehren seinen Auftakt. Das Festprogramm ist ziemlich
umfangreich; wir lassen es nachstehend folgen:
Sonnabend, den 22.Juni:
Nachmittags 2 Uhr Empfang der eintreffenden Wehren
Nachmittags 4 –6 Uhr Vorstandssitzung, Vorbesprechung im Gasthof „Stadt Leipzig“
Abends 8 Uhr Begrüßungsabend im Gasthof „Goldener Stern“ mit nachstehender
Vortragsfolge:
1. Eröffnungsmarsch
Teicke
Feuerwehr= Orchester, Direktor Carl Steeger
2. Prolog, verfasst von
H. Davidis
3. Marsch, Spielmannszug der Lauchstädter Turnerschaft.
4. a) Auf der Lüneburger Heide
A. Kirchl
b) Ich hört` ein Vöglein pfeifen
K. Schauß Gesangverein „Arion“
5. Turnerische Vorführungen
6. Gemeinschaftliches Lied
7. Tänze und Reigen
8: Fest = Ouvertüre
9. Begrüßung, Ansprachen und Ehrungen
10. Gemeinschaftliches Lied
11. Turnerische Vorführungen
12. a) Allerlei und allerhand
E. Hannsen
b) Kapitän und Leutenant
H. Heinrich Gesangverein „Arion“
13. Schleiertanz
H. Markert
14. Deutschlands Lorbeerkranz = Potpourri
Franke
15. Zapfenstreich und Gebet = Spielmannszug und Orchester
Sonntag, den 23. Juni:
Vormittags 6 Uhr Weckruf
Vormittags 7-8 Uhr Frühkonzert in den Badeanlagen
Vormittags 8.45 Uhr Feierstunde anstatt des Gottesdienstes, der an diesem Tage ausfällt.
Vormittags 9 Uhr Empfang der eintreffenden Wehren
Vormittags 9.30 – 11 Uhr Übung der hiesigen Wehren , Schulübung der Freiwilligen
Feuerwehr, anschließend Angriffsübung beider Wehren.
Vormittags 11- 1 Uhr Kreisverbandssitzung im Gasthof „Stadt Leipzig“
Nachmittags 1 – 2 Uhr Mittagspause
Nachmittags 2.30 Uhr Antreten zum Festzuge auf dem Marktplatz,
Festzug durch die Straßen der Stadt nach den Badeanlagen,
daselbst Konzert der Feuerwehkapelle
Nachmittags 4 –5 Uhr Besichtigung des Goethe= Theaters und des Brunnenversandes
Abends 7. 30 Uhr Ball im Kursaal, „Goldener Stern“ und „Stadt Leipzig“
Eine reichhaltige Festfolge liegt nun vor uns. Möchte das Fest wohl gelingen. Den
morgens bereits ankommenden Gästen rufen wir ein „Herzlich Willkommen“ zu.
Möchten sie in Lauchstädt recht angenehme Stunden, die ihnen bleibend im
Gedächtnis sind, verleben! Wohlan, nun dem Feste entgegen mit dem Leitgedanken aller
Wehren: „Einer für alle, alle für einen“!
aus den „Lauchstädter Nachrichten“ 1929
Feuerwehr= Kreisverbandstag
40. jähriges Stiftungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Bad Lauchstädt
Nachdem in mehreren Sitzungen bereits der feste Boden – der sogenannte Grundriss –
für den am 22. und 23. Juni ds. Js. In Bad Lauchstädt stattfindenden Feuerwehr Kreis-
verbandstag in Verbindung mit der Feier des 40. jährigen Bestehens der Freiwilligen
Feuerwehr gelegt wurde, folgte am vorigen Mittwoch Abend im Ratskeller, hier, eine
erstmalige Konstituierung der gesamten Ausschüsse zur Bearbeitung des Festes. Unter
dem Vorsitz von Oberbrandmeister Otto Rath begann bekann die Sitzung um 8.30 Uhr.
Nach Begrüßung und Hinweis auf das bevorstehende Fest erfolgte eine Bekanntgabe der
gesamten Festausschüsse, an der nicht nur die Mitglieder der beiden Lauchstädter
Wehren, sondern auch Bürger in prozentualem Maße beteiligt sind.
Nach den in der Sitzung gegebenen Mitteilungen dürfte das Fest einen erheblichen
Umfang annehmen, da sich die Wehren des Kreises Merseburg zahlreich daran beteiligen
werden. Lauchstädt ist ein besonderer Marktstein für den Verband, da derselbe vor dem
Kriege hier gegründet wurde.
Abschlusssitzung, das 9. Kreis=Feuerwehr=Verbandsfest betreffend
Die Vertreter der Festausschüsse zum 9. Kreis=Feuerwehr=Verbandsfest waren gestern
Abend zu einer Abschlusssitzung nach dem Ratskeller, hier geladen.
Die Sitzung eröffnete mit kurzer Begrüßung um 9 Uhr Oberbrandmeister Otto Rath. Es
folgte nun Berichterstattung über die finanzielle Lage des Festes. Mit Freude konnte das
Ergebnis entgegengenommen werden, dass ein Plus von insgesamt 109,50 RM verblieben
ist, das den beiden hiesigen Wehren zu gleichen Teilen zufällt. Nach Prüfung der Belege
wurde dem Kassierer des Festes Entlastung erteilt. Nach dem der Vorsitzende, Herr
Rath, allen Mitwirkenden und Helfern am Feste nochmals den Dank für ihre Mitwirkung
abgestattet hatte, wurde die Sitzung geschlossen. Damit hat das Fest seinen Ausklang
gefunden.
Bad Lauchstädt, den 3. Juni 1929
Bürger Lauchstädts, stellt Quartier zur Verfügung!
Bereits wird rege für das Kreisfeuerwehrfest in Bad Lauchstädt, das am 22.und 23. Juni
stattfindet, gerüstet. Eine besondere Aufgabe ist es daher für den Wohnungsausschuß,
dass für die bereits am Sonnabend, dem 22. Juni, eintreffenden Vertreter der
Feuerwehren Quartiere in genügender Zahl zur Verfügung gestellt werden. Die hiesigen
Feuerwehrleute haben in allen Orten, wo sie an dergleichen Festen teilnahmen, beste
Aufnahme gefunden.
Auch Lauchstädt wird in dieser Beziehung nicht zurückstehen. Der Wohnungsausschuß
appelliert daher an das Pflichtgefühl der Einwohnerschaft und bittet um Bereitstellung
von Quartieren für Sonnabend, den 22. Juni. Die Quartiermacher werden in den nächsten
Tagen an Ort und Stelle die Quartiermeldungen entgegennehmen. Außerdem können
Quartiere beim Vorsitzenden, Brandmeister Wand, gemeldet werden.
Aus den „Lauchstädter Nachrichten“ 1929
Im Auftrag des Bezirksverbandsvorsitzenden,
Herrn Branddirektor Krödel, Zeitz, sowie des
Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbandes,
Schrader=Bölsche, Merseburg, gleichzeitig auch
für die Freiwillige Feuerwehr und die Betriebs-
feuerwehr des Brunnenversandes , sage ich un-
serer Stadtverwaltung für die Förderung und Be-
teiligung an unserer Veranstaltung besten Dank.
Der Bürgerschaft sei besonders gedankt für
die schöne Ausschmückung der Stadt und für
die gute Verpflegung der Kameraden.
Herzlichen Dank auch Herrn Superintendent
Lintzel für die guten Wünsche und erhebenden
Worte zur Morgenfeier.
Dann sei allen denen gedankt, welche ihre
Zeit und ihr Können eingesetzt haben, um zum
Gelingen des Festes beizutragen.
Den Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr
und der Betriebsfeuerwehr des
Brunnenversandes für ihre Leistungen.
Herzlichen Dank
Bad Lauchstädt, den 26. Juni 1929
Das Kommando
Rath.
Aus den „Lauchstädter Nachrichten“ 1929
Verbandsfest der Feuerwehren des Kreises Merseburg
in Bad Lauchstädt
40 Jahre Freiwillige Feuerwehr
Gott zur Ehr, dem nächsten zur Wehr!
Hohe Ideale beherrschen im Leben der Völker einzelne Personen, beherrschen Korpo-
rationen, im Sinne des vornehmsten Gebots : Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich
selbst. Und diejenigen, die diesem Ideal huldigen, die in uneigennütziger und selbstloser
Weise sich in den Dienst der Allgemeinheit stellen, sind die Feuerwehren.
In treuer Pflichterfüllung nehmen Sie den Kampf mit den Elementen auf unter ihrem als
Panier dienenden Geleitwort zur Ehre Gottes und Hilfe dem Nächsten gegenüber.
So war es nun Bad Lauchstädt vergönnt, ein Fest in seinen Mauern zu beherbergen, dass
der Vereinigung der Feuerwehren des gesamten Kreises Merseburg und der der angren –
zenden Kreise diente. Der im Jahre 1914 hier gegründete Kreisfeuerwehrverband Merse-
burg beging in den Tagen schönsten sommerlichen Glanzes, am 22. und 23. des Rosen –
monats Juni hier sein 9. Verbandsfest unter großer Teilnahme aller Bevölkerungskreise.
Die festlich mit Grün, Girlanden und Kränzen geschmückte Stadt, der wogende Fahnen –
wald kennzeichneten im Äußeren den Abschluss der reichhaltigen Festvorbereitungen.
Es bedurfte vieler Arbeit und Mühe, alles vorzubereiten, alles zu vervollständigen, was
zu dem richtigen Empfang gehörte: die vielseitigen Bemühungen der Ausschüsse selbst
und dazu nicht minder die der Einwohnerschaft, die ihr Bestes auch ihrerseits tat. Und
man konnte mit Genugtuung feststellen, dass die Gäste gern und freudig dem Rufe, der
zugleich auch der 40. Gründungsfeier der Freiwilligen Feuerwehr galt, folgten. Gern be-
suchten Sie das alte liebe Lauchstädt mit seiner klassischen Vergangenheit, mit seinem
der Nachwelt erhaltenen einzigen Kunsttempel, den der große Meister Goethe selbst
erbauen ließ und nicht zuletzt mit seiner in der ganzen Welt bekannten heilspendenden
Quellen. Gern weilten sie hier zu Gaste.
Die Eröffnung des Festes
Nachdem die Vorbereitungen ihren Höhepunkt erreicht hatten, nahm das Fest am vorigen
Freitag Abend durch einen Fackelzug der beiden Lauchstädter Wehren seinen Anfang;
ein stattlicher Zug Wehrleute in neuzeitlicher Tracht bewegte sich durch die Straßen der
Stadt, ein imponierendes Bild abgebend. Transparente mit Huldigungen und elektrischer
Beleuchtung boten dem Zuge farbenprächtige Bilder.
Am Sonnabend Nachmittag zog der schmuck uniformierte Spielmannszug und die Stadt-
und Feuerwehrkapelle mit dem Empfangskomitee aus, um die ersten Gäste einzuholen.
Dieselben kamen zwar am Nachmittag zuerst spärlich, aber als der Abend nahte ihre
Zahl zusehends größer; Autos und Eisenbahn führten Sie heran, dass bald im Zentrum
der Stadt sich ein buntes Leben entwickelte. Die Gäste wurden in der Stadt einquartiert
man konnte die alte bewährte Gastfreundschaft überall feststellen. In der Zwischenzeit
hatte von 4 – 6 Uhr eine Sitzung des Kreisverbands - Vorstandes mit Vorbesprechung
in der „Stadt Leipzig“stattgefunden. Einen festliche Höhepunkt bildete der
Begrüßungsabend im „Goldenen Stern“
aus den „Lauchstädter Nachrichten“ 1929
Der Begrüßungsabend
Einen festlichen Empfangsabend bereiteten die hiesigen Wehren. Derselbe nahm am
Sonnabend Abend 8 Uhr im „Goldenen Stern“ seinen Anfang ; der Saal war so dicht
besetzt, dass der sogenannte Apfel nicht zur Erde fallen konnte. Ein farbenfreudiges
Bild gewährte der geschmückte Festsaal mit dem zahlreichen Publikum. Das hiesige
Stadt - und Feuerwehrorchester unter der Leitung von Musikdirektor Carl Steeger
eröffnete und umrahmte die Vortragsfolge in klangvoller Weise. Ein von Rentier
H. Davidis verfasster Prolog, der die Geschichte der Lauchstädter Wehren wiedergab,
wurde von Fräulein Luise Mälzner zum Vortrag gebracht. Der Spielmannszug der
Lauchstädter Turnerschaft unter Leitung seines Stabführers , Brandmeister Carl Gröbel
trat mehrere Male im Verlaufe des Abends effektvoll auf und erfreute das Publikum.
Auch der Gesangverein „Arion“ hatte sich freudig in den Dienst des Abends gestellt
und trug unter der Leitung seines Dirigenten, Lehrer Spangenberg , erhebende Lieder
vor; als Eröffnungslied ertönte „Wo gen Himmel Eichen ragen“ in stimmungsvoller
Weise. Turner traten mehrmals auf, Turnerinnen führten Tänze und Reigen vor.
Dazwischen ertönten gemeinsam gesungene Festlieder.
Im zweiten Teile des Programms nahm Oberbrandmeister Rath das Wort und bewill-
kommnete die zahlreichen Gäste, besonders begrüßte er die städtischen Körperschaften
mit Bürgermeister Grimm an ihrer Spitze, den Ehrenvorsitzenden des Festes, Super-
intendent Lintzel Bezirksverbandsvorsitzenden Krödel = Zeitz, den Vorsitzenden des
Kreisfeuerwehrverbandes Schrader = Bölsche = Merseburg, die Wehren des Verbandes,
die Gastwehren und die Gründer der Freiwilligen Feuerwehr, ihre Tätigkeit bis zur
Jetztzeit, dabei auch auf die Brände der letzten Zeit hinweisend. Er brachte ein Schreiben
des Herrn Landrats zur Bekanntgabe, worin der selbe seine Verhinderung mitteilt und
sich am Festtage durch Oberinspektor Walbe vertreten lässt, dabei dem Feste ein Wohl-
gelingen wünschend. Ein Telegramm aus Bad Brückenau wurde zur Vorlesung gebracht,
worin Magistrats - Assessor C. Münch seinen Glückwunsch der Wehr gegenüber zum
Ausdruck bringt. Redner dankte allen Helfern am Werke, allen, die zum Gelingen des
Festes beigetragen haben.
Bürgermeister Grimm, geehrt durch einen Blumenstrauß, hatte als Ehrenvorsitzender
die Festrede übernommen. Er erstattete seinen Dank für die Begrüßung, beglückwünschte
die Freiwillige Feuerwehr zu ihrem 40 jährigen Bestehen und würdigte dabei den vier
Gründern recht herzliche Worte. Weiter schilderte er die Geschichte der Wehr in der
Zeitspanne von der Gründung bis zum heutigen Tage, dabei betonend, dass für die
Freiwillige Feuerwehr die Stadtverwaltung alles getan habe, um sie lebensfähig und auf
moderner Grundlage zu erhalten, wobei auch die jetzt erfolgte Beschaffung der
Motorspritze einen Kardinalpunkt darstelle. Dabei wies er auch auf die Tätigkeit der Wehr
in letzter Zeit hin. Seine Rede klang aus in ein dreifaches „Gut Wehr!“ Bürgermeister
Grimm ehrte die Gründer Friedrich Rühlemann, Otto Loose, Carl Otto und Carl Weber,
indem er ihnen namens der preußischen Regierung die Auszeichnung für 40 jährige treue
Dienste im Feuerlöschwesen nebst Besitzzeugnis und Dienstlitze überreichte. Von der
Wehr erhielt jeder der Geehrten noch außerdem als Angebinde je ein geschmackvoll
ausgeführtes Bierglas. Namen´s der Gründer dankte Schriftführer Friedrich Rühlemann in
bewegten Worten und versicherte der Wehr allezeit ihre Treue. Brandmeister Otto Loose
hat, einen Rückblick über die Wehr haltend, die Jugend um Nacheiferung.
Unter Beglückwünschung erhielten außerdem die Kameraden Wilhelm Anding und Paul
Lampe die Litzen für 15 jährige Dienstzeit durch Bürgermeister Grimm überreicht.
Als eine segensreiche Einrichtung schilderte Superintendent Lintzel die Feuerwehr deren
Bestehen sich heute zum Segen der Allgemeinheit auswirkt. Hätte man in früheren
ZeitenFeuerwehren gehabt, so wäre viel Unheil verhütet worden. Redner erinnerten
dabei an die Zeit des dreißigjährigen Krieges, besonders an das Jahr 1634, wo ein großer
Teil der Stadt Lauchstädt und St. Ulrich in Flammen aufging, da die nötigen Löschgeräte
fehlten.
Die hiesigen Kirchenbücher geben einen genauen Aufschluss darüber. Weiter betonte er
die Nächstenliebe, die aus der Tätigkeit der Feuerwehr spreche, gratulierte der
Freiwilligen Feuerwehr zu ihrem Gründungsfeste und schloss mit einem dreifachen Hoch
auf das deutsche Vaterland. Von der Versammlung wurde hierauf die erste Strophe des
Deutschlandliedes gesungen.
Der Vorsitzende des Bezirksverbandes, Krödel Zeitz, dankte für die freundliche
Einladung, beglückwünschte die Festwehren und schilderte im allgemeinen die
aufopfernde Feuerwehrtätigkeit. Kreisverbandsvorsitzender Schrader - Bölsche ,
Merseburg, brachte ebenfalls seine Glückwünsche der Wehr gegenüber zum Ausdruck
und dankte für freundliche Aufnahme der Feuerwehrleute in den Quartieren der
Bürgerschaft.
Nach weiteren Liedervorträgen des Gesangvereins „Arion“ der noch eine weitere Zugabe
machen musste, einem feenhaft wirkenden Schleiertanz, wurde der Festabend mit dem
„Großen Zapfenstreich“, ausgeführt vom Turner Spielmannszug und dem Stadt –und
Feuerwehrorchester beendet. Reicher Beifall folgte den Darbietungen.
So wie oft jäh ein Reif in einer Frühlingsnacht gefallen, so kam die Note eines Missklangs
in den Festabend. Die selbst wurde hervorgerufen dadurch, dass man bei der besonderen
Betonung des der Stadt damals beinahe zur Gefahr ????
Aus den „Lauchstädter Nachrichten“ 1929
Der Festsonntag
Spielmannszug und Feuerwehrkapelle eröffneten am Sonntag früh 6 Uhr den Reigen zum
Feste durch Weckruf, dem nach dessen Beendigung ein Morgenkonzert der Kapelle im
Kurpark folgte. Zu der anstelle des Gottesdienstes ebenfalls im Kurparke abgehaltenen
Morgenfeierstunde war eine andächtige Gemeinde anwesend. Superintendent Lintzel
Legte nach dem einleitenden Liede seinen Andachtsworten den Bibeltext „Ich bin
gekommen auf Erden ein Feuer anzuzünden“ zugrunde.
Dabei lenkte er von dem irdischen Feuer auf das himmlische über, er betonte die
Nächstenliebe der das Feuer bekämpfenden Wehren und betonte, dass es gelingen möge,
allerseits auf Erden wieder ein Feuer anzuzünden – das Feuer der Wahrheit. Der Gesang
einer in diesem Sinne gehaltenen Strophe bildete den Abschluss der Andacht.
Nun ging`s hinaus zum Bahnhof , um die weiteren Gäste zu empfangen.
Von 9.30 –11 Uhr erfolgte einer der Hauptpunkte des Festes, die Übung der hiesigen
Wehren auf dem Schulplatz im Beisein der gesamten Gästewehren und der Bürgerschaft.
Nach einer Schulübung der Freiwilligen Feuerwehr wurde eine Angriffsübung auf das
Schulgebäude abgehalten,
das durch einen Blitzschlag markiert, entzündet war. Mit Interesse verfolgte man das
Schauspiel technischer Art, bei dem auch die neue Motorspritze zum ersten Male Ver –
wendung fand .Auch die Sanitätskolonne wirkte dabei mit.
Die Hauptverhandlungen des Verbandstags erfolgten in der Sitzung im Gasthof „Stadt
Leipzig“ am Vormittag von 11 – 1 Uhr. Die Sitzung leitete der Verbandsvorsitzende
Schrader – Bölsche , Merseburg. Zur Eröffnung begrüßte er besonders die Ehrengäste,
unter ihnen den Vertreter des Herrn Landrats und den Vertreter der Landesfeuersozietät.
beide Herren gratulierten zu dem Ehrentage und wünschten dem Verbandstage ein gutes
Gelingen. Nach Feststellung der Wehren, die vollzählig vertreten waren, wurde der
allgemeine, äußerst interessante Jahresbericht, der alles statistische Material des letzten
Jahres im Bereiche des Verbandes enthält, zum Vortrag gebracht, dazu der Kassen und
Revisionsbericht. Die Kritik über die vorangegangene Übung wurde erstattet, sie fiel,
bis auf einige kleine Monierungen, gut aus. Als Ort für den nächsten Verbandstag wurde
Schlettau gewählt. Der Vorstand wurde neu ergänzt, Berichte und Vorträge über
technische Lehrgänge erstattet, zum Schluss ein Glückwunschtelegramm von
Bürgermeister a. D. Kern verlesen und ein Antrag der Betriebsfeuerwehr des
Brunnenversandes behandelt.
Nach der Mittagspause formierten sich die Wehren zum Festzuge auf dem Marktplatze,
wo Bürgermeister Grimm die Gäste namens der Stadt aufs herzlichste begrüßte. Dem
Umfangreichen Festzuge durch die Stadt schloss sich ein Konzert im Kurpark an. Die
beabsichtigte Besichtigung des Goethetheaters und Brunnenversandes unterblieb infolge
des eingetretenen ungünstigen Wetters. Festbälle am Abend auf allen Sälen der Stadt
beschlossen das 9. Verbandsfest in Bad Lauchstädt.
Aus den „Lauchstädter Nachrichten“ 1929