Aktive Wehr - Chronik
1936
Einheitliche Feuerwehruniformen Der Reichs - und preußische Innenminister hat eine einheitliche Bekleidungsordnung für die anerkannten Berufs - und Freiwilligen Feuerwehren im ganzen Reiche erlassen. Die vorhandenen Uniformen und Ausrüstungsgegenstände dürfen aufgetragen werden; nur die Abzeichen sind unverzüglich zu ändern. Die Feuerwehruniform besteht aus einer Rockbluse in dunkelblauem Tuch mit blanken weißen Knöpfen und roten Vorstößen und aus einer langen schwarzen Tuchhose mit roter Biese. Der Kragenspiegel ist bei den Berufsfeuerwehren aus schwarzem, bei den Freiwilligen Feuerwehren aus rotem Samt. Um bei Arbeiten von längerer Dauer auf großen Brand - und Unfallstellen eine leichte und praktische Mütze an Stelle des Helmes zur Verfügung zu haben, wird das Tragen einer Arbeitsmütze nach Art der bei der Luftwaffe eingeführten Fliegermütze zugelassen. Die Mütze ist aus schwarzem Tuch gefertigt und trägt auf der rechten Seite das Hoheitszeichen. Für Feuerwehrführer wird ein graugrüner Rock mit silbernen bezw. goldenen Knöpfen und Achselstücken eingeführt, allerdings nur zum Tragen innerhalb der Geschäftszimmer und Feuerwachgrundstücke. Der Minister hat sich vorbehalten, Persönlichkeiten mit besonderen Verdiensten um das Feuerlöschwesen das Recht zum Tragen der Uniform eines höheren Feuerwehrführers zu verleihen, sofern sie das Recht zum Tragen der Uniform nicht schon von sich aus haben. Die für die preußischen Feuerwehren erlassenen Uniformvorschriften sind durch die Reichsregierung überholt. Für die nicht anerkannten Feuerwehren und für die Pflichtfeuerwehren gelten bis auf weiteres die bisherigen Vorschriften. Juni 1936
Lokales und Umgegend Bad Lauchstädt, den 22. Januar 1936 Schulung der Feuerwehren Am Sonntag Vormittag fand auf dem Hindenburgplatze, hier, exerziermäßige Schulung der Führer und Unterführer der Feiwilligen Feuerwehr der Städte Bad Lauchstädt und Schafstädt, sowie der Amtsbezirke Groß - Gräfendorf und Wünschendorf statt. Die Schulung stand unter der Leitung des Adjutanten des Kreis - Feuerwehrführers, Brand- meister Schmidt - Leuna. Diese Übungen dienen lediglich dazu, dass die Führer und Unterführer die Mitglieder ihrer Wehr weiter schulen. Januar 1936
Probe - Feueralarm In der gestrigen elften Abendstunde erklangen plötzlich im Bereiche der Stadt die Signal- hörner der Feuerwehr und die Einwohnerschaft war auf“ Feuer „eingestellt. Als man aber die Glocken nicht anschlagen hörte, gab man sich zufrieden, denn es konnte sich in diesem Falle nur um einen Alarm handeln. Und es war auch so. Es fand ein vorgeschriebener Probealarm wegen der nachbarlichen Löschhilfe, die sich im Umkreise auf 7,5 km erstreckt, statt. Auf Alarmweise Anforderung des Amtsbezirks Niederclobicau begab sich die hiesige Frei- willige Feuerwehr schnellstens zur Übung nach dort. Die Leitung hatte Oberbrandmeister Kurt Hartmann. Aus den „Lauchstädter Nachrichten“ April 1936 47 Jahre Freiwillige Feuerwehr Bald ein halbes Jahrhundert kann die hiesige Freiwillige Feuerwehr ihr Alter bezeichnen und das ist gewiss keine Kleinigkeit. Wie oft musste in dieser Zeit die Wehr, die nun im neuen Reiche Adolf Hitlers mit besonderen Vollmachten ausgestattet ist, ihres Amtes walten eines Amtes, dass auf sozialer Grundlage beruht. Nicht umsonst hat sich die Feuerwehr als Leitwort erkoren: „ Gott zur Ehr,` dem Nächsten zur Wehr “! In diesem kurzen Wort liegt der große Gedanke der Wehr verankert. Nun gehört aber zum treu verrichteten Dienst auch einmal ein Abend der Geselligkeit und Freude. Und daher veranstaltete die Freiwillige Feuerwehr aus Anlass ihres 47. Jahrestages im Saale der „Stadt Leipzig“ einen schön und eindrucksvoll verlaufenden Kameradschaftsabend am Sonnabend, dem 14. März. Der mit den Flaggen und Emblemen des Reiches und der Partei, sowie mit frischem Grün und Lorbeerbäumen geschmückte Saal war geradezu überfüllt. Eine Menge Gäste hatten sich zu der Veranstaltung eingefunden. Auch die gesamten Wehren der Umgegend hatten in kameradschaftlicher Weise ihre Vertreter entsandt. Und schön sehen die Feuerwehrleute heute in Ihren schmucken Uniformen aus. Die reichliche Darbietungsfolge des Abends wurde eingeleitet, durchwirkt und umrahmt von Märschen und Weisen der hiesigen Stadtkapelle. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die An- sprache des Oberbrandmeisters Kurt Hartmann, der allen Anwesenden ein „Herzlich Willkommen“ entbot und seiner Freude über den starken Besuch Ausdruck gab. Seine Ansprache endete mit der Führerehrung, woran sich der Gesang der beiden Nationallieder anschloss. Ganz besonders kam aber auch der Humor zu seinem Recht in zwei Lustspielen, betitelt „Die Ehescheuen“ und „Er soll dein Herr sein“. Beide Veranstaltungen riefen gewaltige Lachsalven hervor. Die Darsteller und ihr Spielleiter P. Lampe gaben ihr Bestes. Den Unter- haltungsteil beschloss ein geselliger Deutscher Tanz. März 1936 Kameradschaftsabend der Freiwilligen Feuerwehr Die hiesige Freiwillige Feuerwehr hatte am Sonnabend ihre Mitglieder und Gäste nach „Stadt Leipzig“ eingeladen, wo als Abschluss eines kürzlich stattgefundenen Schulungskursus der Wehren von hier und aus der gesamten Umgebung ein Kameradschaftsabend stattfand. Nach der Begrüßung wurde der Lauchstädter Wehr von den noch lebenden Gründern der Wehr Friedrich Rühlemann, Karl Otto, Karl Weber, Otto Loose und Otto Rath letzterer war über 30 Jahre Führer der Wehr ein Bild mit Widmung überreicht , dass vom hiesigen Wehrführer mit Dank an diese fünf Kameraden übernommen wurde. Stunden schönster Harmonie vereinten die Kameraden dann beim fröhlichen Tanz. Oktober 1936 Aus den „Lauchstädter Nachrichten“ 1936 Der neue Steigerturm der Feuerwehr Die hiesige Freiwillige Feuerwehr kommt bald in den Besitz eines neuen Steigerturmes. Er wird in der Nähe des bisherigen auf dem hinteren Schlosshofe, errichtet. Die Arbeiten zu dem Bau, die teilweise von den Kameraden selbst geleistet werden, haben bereits begonnen. Abends rühren sich fleißige Hände bei den erforderlichen Erd- arbeiten usw. Zur Zeit werden die Mitglieder der Wehr auch im praktischen Luftschutz mit ausgebildet. Der Bau des Feuerwehrturms Grundsteinlegung am Sonntag Schon seit Wochen ist man bemüht, am Schlossgraben die Ausschachtung für den Steigerturm der hiesigen Feuerwehr auszuführen. Einen Teil der Arbeiten führte die Freiwillige Feuerwehr im freiwilligen Arbeitsdienst durch, die weiteren Arbeiten Baumeister Reibestein, hier. Nachdem nun die Ausschachtung bis auf den Grund erfolgt ist, kann man bereits Feststellungen machen, dass das Lauchstädter Schloss sehr stark befestigt war. So ist eine Mauer am Schlossgraben direkt freigelegt worden, die das Wasser des Grabens abdämmte, ferner gehen an der alten Schlossscheune die Mauern sehr tief hinab in die Erde, so das bis dato noch gar nicht festgestellt werden konnte, bis zu welcher Tiefe sie reichen. Auch ist ein starker Bogen mit Gemäuer teilweise freigelegt worden, der darauf hindeutet, dass sich hier noch unterirdische Räumlichkeiten befinden, von denen bisher noch niemand etwas weiß. Vielleicht handelt es sich um Verliese aus der Zeit des alten Schlosses, des Vorgängers des jetzigen Schlosses. Die weiteren Arbeiten werden darüber Klarheit bringen, was sich hinter dem alten Gemäuer befindet. Denjenigen, die dasselbe errichtet haben, tut bestimmt kein Zahn mehr weh, denn darüber dürfte wohl fast ein Jahrtausend hinweggegangen sein. Am Sonntag Vormittag um 11 Uhr ist nunmehr die Grundsteinlegung zum Steigerturm. Aus den „Lauchstädter Nachrichten“ November 1936 Neuer Steigerturm der Freiwilligen Feuerwehr Auf altem historischen Grund und Boden entsteht ein Werk ein Gebäude der modernen Zeit. Auf dem Boden zwischen den einstigen Wehrgängen und dem Wehrgraben der alten Burg Lauchstädt, die vielleicht an die tausend Jahre heranreicht, wird nunmehr ein moderner Steigerturm für die Lauchstädter Freiwillige Feuerwehr errichtet. Seit geraumer Zeit sind die Wehr und die Bauleute eifrig bemüht, den Grund zu graben für diesen Bau. Hinter der alten Schlossscheune ist die Baustelle. Und je tiefer man nun in den Wallgraben hineinkam, um so mehr musste man feststellen, dass man sich auf dem historischen Gelände der alten Burg bezw. des ersten alten Lauchstädter Schlosses befand. Unter der Schlossscheune ragen die alten Grundmauern viele Meter tief hinab in die Erde, so tief, dass der Grund für den Turm längst erreicht ist. Aber man machte dabei die Ent- deckung, dass am Grunde des Turmes erst die großen, nach unten führenden Bogen zweier Wehrgänge ihren Anfang nehmen und dann tief in die Erde hineinragen. Hier mündeten anscheinend einst die Gänge in den rings um den Schlossgraben führenden Wehrgraben, der der Verteidigung diente. Hier an dieser Stelle die Aus- grabungen weiterzuführen, wäre bestimmt eine interessante Aufgabe im Interesse der alten mehr als 1000 jährigen Geschichte Lauchstädts. Nachdem nun alles vorbereitet war, ging am gestrigen Sonntag , Vormittag 11 Uhr im Schlossgraben am Mast die Flagge des Reiches empor, zum Zeichen der feierlichen Grundsteinlegung zum Steigerturm. Die Freiwillige Feuerwehr war mit Mitgliedern der Altersabteilung im Schlossgraben angetreten. Dazu waren erschienen die Beigeordneten und Ratsherren der Stadt mit Bürgermeister Schleicher an der Spitze, ferner der Feuerwehrdezernent Fritz Hesse, Ortsgruppenleiter Walter Cotte, der Adjutant des Kreisbrandmeisters, Schmidt Leuna, Baumeister Reibestein u. a. Oberbrandmeister Kurt Hartmann verlas nunmehr eine Urkunde, die den Bau des Steigerturmes anzeigt, die Namen und Gründer der Wehr enthält, ferner die derzeitigen Gerätschaften und dergleichen. Die Urkunde verbindet schließlich den Dank an den Führer und an die Stadt für die Errichtung des Werkes. Eine zweite Urkunde verlas Bürgermeister Schleicher, die enthielt, dass nunmehr im vierten Jahre des nationalsozialistischen Reiches es möglich geworden ist, den Bau des Steigerturmes, den die frühere Zeit nicht fertig brachte, mit einem Kostenaufwand von 8300 RM. auszuführen. Der Bau wurde durch die gebesserte finanzielle Lage der Stadt möglich. Sein Dank galt dem Führer und den Ratsherren. Beide Urkunden wurden in eine Flasche gelegt und diese versiegelt. Namens der Wehr dankte Wehrführer Kurt Hartmann für das freundliche Entgegenkommen seitens der Stadt. Was früher nicht möglich war, kommt unter der national - sozialistischen Regierung des neuen Reiches zustande. Die Wehr hat selbst mit Hand angelegt, um das Werk im Sinne wahrer Volksgemeinschaft zu vollführen. Hierauf gedachte er der 400 Ermordeten der Bewegung und der zwei Millionen, die im Weltkrieg ihr Leben hingegeben haben, sowie der verunglückten Kameraden der Wehr alle starben, auf dass Deutschland lebe. Ihnen galt ein stilles Gedenken. Der Vertreter des Kreisbrandmeisters ergriff nun das Wort und gab seiner Freude über den Bau des Turmes Ausdruck. In gleicher Weise würdigte Baumeister Reibestein die Tat der Stadt, die im neuen Reiche begründet liegt. Alle Beteiligten traten nun an den Grundstein. Die versiegelte Flasche wurde hinein- versenkt. Bürgermeister Schleicher tat die drei Hammerschläge und der Grundstein war gelegt. Drei Siegheil auf den Führer beendeten die Feierstunde. Aus den „Lauchstädter Nachrichten“ November 1936