Aktive Wehr - Chronik
Gründung:
1889 wird von den Stadtverordneten der Stadt Lauchstedt der Beschluss gefasst, eine
Feuerwehr auf freiwilliger Basis zu gründen. Selbstlose und Verantwortungsbewusste
Bürger schließen sich zusammen, um sich im Laufe der Jahre zu einem schlag-kräftigen
Instrument zur Bekämpfung des „Roten Hahnes“ und zum vorbeugenden Brandschutz zu
entwickeln.
Zur Bildung der Freiwilligen Feuerwehr wird am 14.März 1889 eine Versammlung in
den Gasthof „Zum Stern“ einberufen. Hier werden die Anwesenden mit den Gründen
und den Satzungen bekannt gemacht. Die Satzungen werden von ca. 30 Mitgliedern
unterzeichnet, so dass der neu gegründete Verein lebensfähig erscheint. Es wird eine
Wahl für einen provisorischen Vorstand durchgeführt.
Gewählt werden:
1. als Brandmeister:
der Mehlhändler Lehmann
2. als Stellvertreter:
der Sattlermeister Richter
3. als Schriftführer:
der Zigarrenfabrikant Böschel
4. als Stellvertreter:
der Lagerhalter Kremmpel
5. als Kassierer:
der Kaufmann Sitte
6. als Oberfeuerwehrmänner:
der Ökonom Fritz Walter sowie
der Heilgehilfe und der Barbier Menzel.
Die Satzungen werden am 28.März 1889 in einer Generalversammlung von den
aktiven und passiven Mitgliedern unterschrieben. Als Spritzenmeister sind der
Schlossermeister Riedel und der Schmiedemeister Wagner gewählt worden.
Bei der Gründung am 14.März 1889 besteht die Wehr aus 54 aktiven Mitgliedern.
Davon sind 50 uniformiert.
Außer dem beträchtlichen Beitrag der Provincial-Städte-Feuer-Societät sind noch
von drei anderen Feuerversicherungsgesellschaften Beiträge zur ersten Ausrüstung
der Freiwilligen Feuerwehr bewilligt, so dass das Bestehen der neu gegründeten Wehr
ohne erhebliche Beiträge von aktiven und passiven Mitgliedern vollständig gesichert
erscheint.
26.März 1889
Durch Polizeiverwaltungserlass werden alle männlichen
Lauchstädter Nachrichten
Bewohner Lauchstädt`s im Alter von 18-50 Jahren zu
einer Versammlung geladen, um die neu gegründete
Freiwillige Feuerwehr fester zu organisieren und mehr
Mitglieder zu werben.
Die Feuerwehr hat die Eigenschaft einer Schutzwehr.
15.April 1889
Dem Herrn Bürgermeister Fricke wird für das so schnelle
Lauchstädter Nachrichten
Zustandekommen der Feuerwehr von den Brandmeister
Lehmann der Dank ausgesprochen.
Gespräch vom 10.02.1998 mit Herrn Karl Schmidt, ehemaliger Wehrleiter
Vor der Gründung der Freiwilligen Feuerwehr gibt es schon Feuerlöschtrupps.
Diese werden Straßenweise für eine Brandbekämpfung eingesetzt. Die Bauern
stellen ihre Pferdegespanne zum Transport der Druckspritze zur Verfügung.
Gelöscht wird mit Eimerkette und Handdruckspritze. Da diese sehr aufwendig
erscheint, wird die Meinung vertreten, alle zu einer Freiwilligen Feuerwehr zusammen-
zuschließen.
Als Brandmeister sind seit 1889 tätig gewesen:
Fr. Lehmann
von 1889-1896
Paul Menzel
von Jan. 1896-Sept. 1896
Karl Müller
von 1896-1902
Otto Loose
von 1902-1904
Wilhelm Röder von 1904-1906
Otto Rath
von 1906-1935
Kurt Hartmann
von 1936-1944
Kurt Schmidt
von 1944-Ende 1944
Walter Schumann von 1945-1950
Paul Knaust von 1950-1959
Alfred Wilde
von 1959-1971
Karl Schmidt
von 1971-1981
Werner Schmidt
von 1982-1991
Karsten Pfitzner
von 1992- 2011
Heiko Bohnensack
von
2011-
Protokollbuch
Freiwillige Feuerwehr
Um einem für unsere Stadt hervorgetretenen Bedürfniß abzuhelfen, hat Unterzeichneter
es sich zur Aufgabe gemacht, eine freiwillige Feuerwehr einzuführen, und haben sich
bereits ca. 30 Personen bereiterklärt, derselben als Mitglied beizutreten. Diese sowohl,
wie Jedermann, welcher derselben beizutreten beabsichtigt, werden zur näheren
Besprechung dieser Angelegenheit bzw. zur Unterschrift des entworfenen Statuts auf
Donnerstag, den 14. d. Mts. Abends 8 Uhr im Saale des Gasthofes zum Goldenen Stern
hierdurch ergebenst eingeladen.
Um rechtzeitiges Erscheinen wird dringend gebeten.
Lauchstädt, 11. März 1889.
Der Bürgermeister Fricke.
Feuerwehrsache !
Zur Vollziehung der abgeänderten Satzungen der Freiwilligen Feuerwehr, sowie zur
Besprechung über eventuelle Auflösung der städtischen Pflichtfeuerwehr, werden die
Mitglieder der Ersteren, sowie zur Letzteren gehörigen Personen und Diejenigen,
welche bisher noch keiner von Beiden angehören, und zwar im Alter von 18 bis 50 Jahren
zu Donnerstag, den 28.d.Mts. Abends 7 Uhr im Saale des Gasthofs „zum Gold. Stern“
hierdurch eingeladen. Etwaiges Ausbleiben würde die hierfür vorgesehene Bestrafung nach
sich ziehen.
Lauchstädt, 25. März 1889.
Die Polizei - Verwaltung, Fricke
Lauchstädt, 2. April. Über die neugebildete freiwillige Feuerwehr scheint in mancher
Beziehung noch eine gewisse Unkenntniß zu herrschen und halten wir es deshalb
für unsere Pflicht, Nachstehendes hierüber zur Aufklärung dienen zu lassen:
Die freiwillige Feuerwehr ist ein Verein von Freiwilligen, welcher sich die
Übernahme des persönlichen Feuerlöschdienstes für die hiesige Stadt zur Aufgabe
gestellt hat und zu diesem Zwecke fortgesetzte Übungen der im Feuerlöschwesen
vorkommenden Verrichtungen vornimmt. Wie diese auch in anderen Vereinen üblich ist, so
zahlen auch die Mitglieder dieses Vereins freiwillige Jahresbeiträge, um hiervon etwaige
Kosten der Ausrüstung der Wehr bestreiten zu können.
Den Mitgliedern dieses Vereins gereicht es allein zum Vergnügen, durch fleißige
Übungen sich eine Gewandheit anzueignen, um die schwierige Aufgabe,
welche sich der Verein gestellt hat, bei etwa vorkommenden Feuersgefahren
mit Leichtigkeit und Lust und Liebe zur Sache lösen zu können. Das von den Mit-gliedern
zu zahlende Eintrittsgeld soll nur als Bürgschaft für die denselben auszuhändigenden
Ausrüstungsstücke dienen, welches beim Austritt eines Mitgliedes demselben
zurückerstattet wird.
Die Ausrüstungsstücke der Freiwilligen Feuerwehr werden durch namhafte Zuschüsse der
Feuerversicherungs-Gesellschaften und die Eintrittsgelder der Mitglieder beschafft. Bisher
sind der freiwilligen Feuerwehr 60 aktive und ca. 30 passive Mitglieder beigetreten, was für
die hiesige Stadt ein sehr erfreuliches Resultat ist. Durch die Beiträge derselben und die von
den Versicherungs-Gesellschaften bewilligten Zuschüsse sind die Kosten , welche zur
Beschaffung der Ausrüstung der Wehr erforderlich sind, vollständig gedeckt, so dass das
glückliche Bestehen des Vereins gesichert ist. Wenn ein Teil der Bürgerschaft geglaubt hat,
dass diese Gelder nur durch Einsammlung von Beiträgen, wodurch der selben eine indirekte
Steuer aufgebürdet würde, beschafft werden können, so ist man vollständig im Irrtum
gewesen . Nichts hat den Unternehmern ferner gelegen, als hierdurch den Säckel der
Bürgerschaft oder gar der Stadt zu belasten.
Die von den Mitgliedern des neu gebildeten Vereins hierzu zuzahlenden Beiträge
werden von den selben aber gern bezahlt. Wir glauben deshalb, uns wohl der Hoffnung
hingeben zu können, dass das neue Unternehmen später mit Freuden begrüßt werden
wird. Jedenfalls befreit es die Bürgerschaft, welche über 50 Jahr ist, davon künftig noch
der Pflichtfeuerwehr angehören zu brauchen; es wird sich vielmehr da zu einer
Wehr für hiesige Stadt mindestens 120 Mannschaften gehören sollen, nur nötig
machen, aus der jüngeren Bürgerschaft als Pflichtfeuerwehr noch ca. 60 Personen
als Wasser – und Ordnungsmannschaften heranzuziehen.
aus den „Lauchstädter Nachrichten“ April 1889